Erika Böker ist erste Ehrenbürgerin Garbsens
In seiner Sitzung am 3. Mai 2021 hat der Rat der Stadt Garbsen in geheimer Wahl mit mehr als einer dreiviertel Mehrheit Erika Böker zur ersten Ehrenbürgerin gewählt. Coronabedingt fand die Übergabe der Urkunde an Erika Böker würdevoll und angemessen, aber nur im sehr kleinen Kreis statt. Eingeladen hatte der Bürgermeister neben der Ehrenbürgerin seine drei Stellvertreter, den Ratsvorsitzenden und die Fraktionsvorsitzenden. Auf Wunsch Bökers nahmen auch die langjährigen Begleiter Wilfried Aick sowie Karin und Uwe Kuhn teil.
Die Ehrenbürgerschaft geht auf einen Vorschlag der SPD zurück. Diesen begründete diese wie folgt: „Im Jahre 2007 hat der Rat der Stadt Garbsen das Instrument der Ehrenbürgerschaft der Stadt Garbsen geschaffen. Seither wurden drei Männer, Strehlke, Hesse und Dr. Haferkamp zu Ehrenbürgern der Stadt Garbsen ernannt. Es ist an der Zeit, nun auch einer Frau diese Ehren angedeihen zu lassen. Bereits vor einiger Zeit war dazu Frau Erika Böker im Gespräch. Sie hat das Ansinnen jedoch abgelehnt, da sie zu dem Zeitpunkt noch im Mandat war. Leider musste Erika Böker krankheitsbedingt ihr Ratsmandat nun zu Anfang 2021 zurückgeben. Damit ist der von ihr genannte Hinderungsgrund entfallen und es steht einem entsprechenden Beschluss von daher nichts länger im Wege.
Erika Böker war bis zu ihrem Mandatsverzicht 2021 die am längsten im Rat Tätige. Fast 50 Jahre gehörte sie nicht nur dem Rat der Stadt Garbsen seit der Stadtgründung 1974 an, sondern war bereits vorher Ratsherr im Interimsrat bei der Stadtgründung. Der Begriff „Ratsherr“ ist an dieser Stelle bewusst gewählt, war es doch zur damaligen Zeit der amtliche Begriff eines solchen Mandats. Die heutige Bezeichnung „Ratsfrau“ mit dem Zwischenschritt „Ratsherrin“ geht dabei besonders auch auf Erika Böker zurück.
Im Rahmen ihres Ratsmandats hat Erika Böker vielfältige Aufgaben und Funktionen übernommen. So war sie stellvertretende Bürgermeisterin der drei Bürgermeister Wolfgang Galler, Alexander Heuer und Dr. Christian Grahl, was mit der Funktion einer Beigeordneten im Verwaltungsausschuss verknüpft war. In der laufenden Ratsperiode bekleidete sie das Amt der stellvertretenden Ratsvorsitzenden. In den Ausschüssen des Rates engagierte sie sich besonders im Sozialausschuss sowie im Kultur- und Sportausschuss. Auch dem Integrationsbeirat gehörte sie als beratendes Mitglied an.
Der SPD-Fraktion hat sie mehr als 25 Jahre als Fraktionsgeschäftsführerin gedient und auch zeitweise als dessen Vorsitzende. Besondere Aufgaben hat und hatte Erika Böker auch in Ihrer Partei, der SPD, inne. So gab sie erst vor zwei Jahren die Kassenführung der SPD-Abteilung Altgarbsen/Garbsen-Mitte auf, die sie zuvor 48 Jahr innehatte. Dass sie im Verlaufe ihre Mandatstätigkeit nahezu immer Mitglied im Vorstand der SPD Garbsen war, war selbstverständlich.
Erika Böker engagiert sich aber nicht nur in den Gremien des Rates, sondern ist auch in sehr vielen Vereinen und Verbänden aktiv. Erika Böker initiierte schon früh die Gründung des Frauenzentrums und etablierte dieses. Sie war es, die vor einigen Jahren den Protest gegen das geplante Großbordell im ehemaligen Praktiker maßgeblich mit voranbrachte. Dass Garbsen sich seit einigen Jahren als Fairtrade-Stadt bezeichnen darf, ist maßgeblich auf die Initiative von Erika Böker zurückzuführen und ihr immer noch eine Herzensangelegenheit. Das gilt auch für die Vermeidung unnötigen Mülls z.B. bei Veranstaltungen durch Wegwerfgeschirr. So initiierte sie maßgeblich das Instrument des Geschirrmobils der Stadt Garbsen.
Alle Vereine und Verbände aufzuzählen, in denen Erika Böker nicht nur Mitglied ist, sondern auch Aufgaben und Ämter übernommen hat und hatte, fällt schwer. Zu nennen wären z.B. die Kassenprüfung des Vereins für Erziehungs- und Lebensberatung, deren Beratungsaufgabe heute von der Stadt Garbsen selbst geleistet wird. Auch die Arbeiterwohlfahrt darf Erika Böker zu ihren Unterstützerinnen rechnen, wie beispielsweise auch das Heimatmuseum an der Hannoverschen Straße. Kulturvereinigungen wie Leselust oder auch der Kulturverein Garbsen sind ohne Erika Böker nicht vorstellbar.
Erika Böker ist eine würdige Vertreterin der Stadt Garbsen für eine solche Ehrung.“
In seiner Laudatio stellte Bürgermeister Dr. Grahl besonders heraus, dass Erika Böker die erste Frau nach den drei bisherigen Ehrenbürgern Karl-Heinz Strehlke, Prof. Heinz Haferkamp und Robert Hesse sen. sei. Er betonte ihre fast 50-jährige Arbeit im Rat der Stadt und schon im Interimsrat vor der Stadtgründung, ihr Engagement in Frauenfragen bis hin zu einem Interview mit der EMMA. Die breite Zustimmung im Rat nannte er nicht selbstverständlich, aber Böker habe immer klug und angemessen für ihre Themen agiert. Sie habe viele Ehrungen erhalten, das Bundesverdienstkreuz, von der SPD und auch die Ehrung beim Neujahrsempfang 2020 vor mehr als 700 Gästen, aber die Ehrenbürgerschaft ist die wichtigste Ehrung, die die Stadt vergeben kann.
Anschließend überreichte er diese Urkunde sowie ein Bild, dass nun die Rathaushalle ziert.
Anschließend schlossen sich Rüdiger Kauroff für die SPD sowie die Fraktionsvorsitzenden an. Sie dankten für die Einladung, überreichten Geschenke und ließen nochmals ihre Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit Erika Böker Revue passieren.
Abschließend bedankte sich Erika Böker für die einfühlsamen Worte und betonte, nicht um einen Titel „Ratsfrau“ auf dem Briefkopf führen zu können, hätte sie ihr Engagement begonnen, sondern nur um etwas zu verändern. Dabei brauche man aber immer auch die anderen Mitstreiter. So blieb sie am Ende sich selbst treu und forderte die Anwesenden auf, zwei ihrer Herzensangelegenheiten nicht untergehen zu lassen, eine Veranstaltung zum Thema „Vereinsamung“ und die Vergabe von mehr Straßenbenennungen nach Frauen.
Auch an den im September 2021 neu zu wählenden Rat appellierte sie: Auch dieser möge immer das Ziel verfolgen, in Interesse der Stadt Garbsen und ihrer Bürgerinnen und Bürger zu arbeiten.
Noch in der Rathaushalle ließ es sich der SPD-Bürgermeisterkandidat Claudio Provenzano nicht nehmen, Erika Böker mit als einer der ersten zu gratulieren.