Mathematik und Politik, das passt zusammen!
Diesen Eindruck konnte gewinnen, wer an einem Vortrags- und Gesprächsabend mit Dr. Reinhard Höppner angeboten am 12. Mai 2011 von der SPD Garbsen, teilgenommen hat.

12.05.2011

Reinhard Höppner, schon als Schüler sehr erfolgreicher Teilnehmer an mehreren Mathematik-Olympiaden und ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, vertrat in seinem locker erzählten Vortrag sehr anschaulich die These, dass, weil die Welt ein endlicher Raum sei, auch quantitatives wirtschaftliches Wachstum endlich sei und sich nicht unendlich steigern ließe. Leider gäbe es allerdings kein anderes Denkmodell als das des Bedarfs an stetig steigendem Wachstum.

Hier müsse angesetzt und umgedacht werden!

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Die derzeitige Wirtschaftspolitik nimmt viele Zukunftskredite auf, die niemand so recht erkennen oder wahr haben will.
Beispiel Atompolitik:
Bisher scheint der durch Atomkraft „erwirtschaftete“ Strom recht preiswert, das heißt, unsere Generation kassiert die augenblicklich vorhandenen kurzfristig erzielten Gewinne ein. Aber niemand von den Befürwortern rechnet ein, dass z.B. die Lagerung atomarer Abfälle unsere Folgegenerationen Unsummen kosten wird. Dieser „Zukunftskredit“, so Höppner, ist nicht gedeckt.

Wenn man also umdenken muss, was passiert mit dem Wachstum der Wirtschaft, ohne das nach der Theorie „Wohlstand für alle“ nicht vorstellbar zu sein scheint?

Auch hier gibt Höppner ein anschauliches Beispiel für einen anderen (Um-) Denkansatz:

Aus Obstbaumblüten erwachsen Früchte. Hier endet das Denken der Wachstumstheoretiker, während die Natur weiter geht. Es beginnt ein Reifungsprozess oder – übertragen – ein Zuwachs an Qualität.
Wenn wir also „Wohlstand für alle“ fordern, kann damit nicht ein stetig wachsendes Mehr an Geld bzw. Einkommen gemeint sein, sondern eine Antwort auf die Fragen „Unter welchen Bedingungen leben Menschen zufrieden?“ oder „Unter welchen Lebensumständen fühlen sich Menschen wohl?“.

Vielfältige Untersuchungen haben klar gemacht, dass eine funktionierende Gemeinschaft wie z.B. Familie, Freundschaften oder Nachbarschaften, dass Gesundheit, gefördert durch Solidargemeinschaften, und dass Bildung im Sinne gemeinschaftlichen Lernens und funktionierender Kommunikation zu „Zufriedenheit“ und „Wohlfühlen“ führen.

An dieser Stelle ließe sich die sozialdemokratische Forderung nach Gerechtigkeit wunderbar einbauen, meinte Höppner. Er setzte hinzu: Wichtig sei die Überlegung und das daraus resultierende Handeln, dass man sich selbst nur wohlfühlen kann, wenn sich der Nachbar ebenfalls wohlfühlt.

Wer von den Anwesenden sich an diesem Punkt des Gesprächs an die zurzeit im Rathaus stattfindende Ausstellung zum Weltethos und seiner goldenen Regel erinnert hat, wird die Forderung nach einem Umdenken in Politik und Wirtschaft sicher unterstützen können.